Der Goldkafig

Published on Jun 21, 2022

Gay

Der Goldkafig 10

USUAL DISCLAIMER

"DER GOLDKÄFIG" is a gay story, with some parts containing graphic scenes of sex between males. So, if in your land, religion, family, opinion and so on this is not good for you, it will be better not to read this story. But if you really want, or because YOU don't care, or because you think you really want to read it, please be my welcomed guest.

DER GOLDKÄFIG

KAPITEL 10
KRIEG AM HOF AUF ALLEN FRONTE


Als er zwanzig Jahre alt wurde, heiratete Friedrich seine Theresia und dem neuen Prinzenpaar wurde ein Doppelappartement mit den zwei aneinander verbundenen und durch eine Tür verbundenen Schlafzimmern ausgerichtet. Die beiden waren verliebt und glücklich.

Bei dieser Gelegenheit richtete die Königin Mutter Margaretha dem Jakobus aus, mit dem sie in der Zwischenzeit schien, eine unbewaffnete Gefechtspause erreicht zu haben, er müsse heiraten.

"Nein, Maman, ich habe keine Heiratsabsicht".

"Aber es ist für die Nation, für den Thron. Ihr müsset Erbkinder haben!".

"Nein, Maman. Nunmehr müßten Sie verstanden haben, wen ich liebe. Ich habe keine Absicht, auf ihn zu verzichten!".

"Niemand bittet Euch, auf ihn zu verzichten... ".

"Ach, so! Also sollte ich wie mein Vater tun, oder wie Sie, Maman? Ein wenig im Bett mit einem, ein wenig im Bett mit dem anderen? Nein, ich bedauere sehr. Ich habe nur ein Wort. Und ich habe es schon dem Reinhardt gegeben".

"Ihr seit... seid... unmöglich! Ich versuche, Euch entgegenzukommen, aber Ihr... ".

"Entgegenkommen sagen Sie? Geschwätze im ganzen Hof an die große Glocke hängen, so daß der arme Reinhardt von geschmacklosen Lächeln und Witzeinfällen belästigt wird? Das nennen Sie mir entgegenkommen?".

"Als Ihr mir auferlegten, meinen... Geliebten zu verlassen, scheint es mir, es akzeptiert zu haben, ohne Geschichten. Aber Ihr... ".

"Sie hätten ihm folgen können, wenn Sie ihn wirklich liebten".

"Aber... aber... ich bin die Königin, ich durfte nicht".

"Sie haben Ihre Wahlen gemacht, Maman, ich die Meinigen".

"Aber ein König darf nicht nur an sich selbst denken. Er muß Erben haben. Er muß!".

"Ich werde Friedrichs Erstgeborenen zum Kronprinzen nennen".

"Ihr seid trotzig! Aber ein Staat darf einen... mit Männern liegenden König nicht haben!".

"Meinen Sie? Ich glaube auf keinen Fall, der erste in der Geschichte zu sein. Und bestimmt auch nicht der allerletzte".

"Das ist kein guter Grund. Sie werden auf allen Europas Höfen ausgelacht werden!".

"Wenn Sie sich beeilen werden, Sie davon zu verständigen, höchstwahrscheinlich. Und Sie wären ohne weiteres imstande, das aus Haß gegen Reinhardt und mich zu tun".

"Ja, ich hasse jenen Reinhardt, ich hasse ihn! Er führt Euch zugrunde!".

"Er? Es gibt kein besseres, ehrlicheres, harmloseres und liebevolleres Wesen als er" beschloss er lächelnd.

"Ihr seid verrückt, verrückt! Das ist ein Staatsproblem! Ich werde dem Kabinett, dem Rat und... dem Erzbischof Bescheid geben!".

"Und das reicht? Haben Sie das Briefpapier, Maman? Und sagen Sie: werden Sie anonyme Briefe schicken oder werden Sie sie unterschreiben? Eine Mutter, die ihren Sohn beredet: sehr, sehr edel, wirklich!".

"Ich habe Pflichten zum Staat, zu meiner Familie, zu meinem Gewissen... ".

"Oh oh, immer edeler! Sie haben Ihre Pflichten zu Gott, zur Menschheit, zur Geschichte vergessen, zu wem... sonst noch?".

"Glaubet nicht, was mit Eurem beißenden Spott zu lösen! Wollen wir mal sehen, wie lange diese Eure dumme, lächerliche Liebelei dauern wird!! Wir werden mal sehen!".

"Ausgezeichnet. Sie könnten mir sicher viele Probleme schaffen, aber es wird Ihnen nie klappen, mich von meinem Reinhardt zu trennen. Ich schwöre es Ihnen, ich schwöre es Ihnen auf mein Leben, Ihnen wird es nie klappen, unsere Liebe aufhören zu lassen. Nicht einmal, wenn Sie uns umbringen ließen!".

"Seid nicht dramatisch! Wir sind nicht mehr im Mittelalter!".

"Ich wette, daß Sie es bedauern! Wen ließen Sie uns umbringen, wäre es Ihnen möglich? Mich, ihn, oder beide?".

"Heutzutage liegen verfeinerte Methoden vor".

"Verfeinert? Elegant und modisch, meinen Sie? Werden sie in Ihrer Journal des Dames erklärt?".

Die Königin Mutter stand verärgert auf. "Mit Euch werden ich sprechen, wenn Ihr gelernt haben, vernünftiger zu sein|!".

"Das bedeutete, daß wir uns einander nicht mehr sprechen werden... Auf jeden Fall, sollten Sie Ihre Meinung ändern, werden Sie mit mir ab heute nur in Anwesenheit zweier Augenzeugen so wie auch Reinhardts sprechen, sonst werde ich verweigern, Sie zu empfangen".

Die Königin schaute ihn mit aufgerissenen Augen: "Würden Sie denn wagen, mir diesen Schimpf anzutun?".

"Sie haben noch schlimmere mir angetan. Jetzt möchten Sie ab".

Die Königin ging vom Königsbüro aus und schlug die Türe gewaltig zu. Jakobus schrie hinter ihr: "Sehr majestätisch!" und saß mit einem Schlag, den Kopf mit beiden Händen haltend.

Von der Geheimpassage trat Friedrich ein: "Entschuldige, Jakobus, ich habe mir erlaubt, alles zu hören... ".

"Du hast sehr gut getan, so wirst du mir die Mühe sparen, es dir zu erzählen. Wo ist Reinhardt?".

"Er ist im Park mit Stephanie. Soll ich ihn dir herbeirufen lassen?".

"Nein... Unsere Mutter wird davon das Kabinett und dann alle anderen bestimmt verständigen. Und ich werde sie alle gegen mich haben. Was machen wir jetzt?".

"Zuerst, Jakobus, versuch mal, dich zu beruhigen. Dann halten wir alle eine Versammlung. Ich lasse sie alle herbeirufen. Geht es dir gut, hier in deinem Büro?".

"Ja, es geht. Ich strecke mich ein Bißchen auf meinem Bett aus. Ruf mir Reinhardt herbei, bitte. Dann wirst du mich rufen, wenn ihr alle dabei seid".

Jakobus war auf dem Bett ausgestreckt, noch mit Hemd und Hose, als Reinhardt eintrat.

"Schatzi! Friedrich hat mir alles gesagt... wie geht es dir?".

"Ich weiß es nicht. Müde... komm her, neben mir".

Reinhardt zog sich die Schuhe und die Jacke aus und streckte sich neben seinem Geliebten aus und umarmte ihn eng. So blieben sie schweigsam eine Weile.

Dann sagte Jakobus: «Wir werden alle gegen uns haben... Sie wird uns alle entgegenstellen. Aber ich werde kämpfen. Ihr wird es nicht klappen, uns zu trennen, was?".

"Nein, es wird ihr nicht gelingen".

"Wirst du mir Seite an Seite bleiben?".

"Was auch immer sich zuträgt".

"Auch für dich wird es schwierig sein. Sie werden gegen uns grausam handeln. Man wird auch auf dich eindringen... ".

"Ich fühle mich stark. Was könnten sie uns machen?".

"Keine Ahnung. Vielleicht mich für verrückt erklären lassen... ".

"Sie werden es beweisen müssen aber es wird ihnen unmöglich sein, weil du es nicht bist".

"In unserem Reich gibt es zum Glück kein Gesetz gegen zwei Männer, die sich einander lieben. In anderen Reichen gibt es, sogar im großen, kultivierten England! Woran sie appellieren können, ist es mir unklar. Ich bin noch der König... Man könnte auf dich eindringen, damit du mich verließest... ".

"Sie würden ihre Zeit und ihre Bemühungen umsonst verlieren. Wäre dein Vater noch lebendig, könnte man mich vielleicht ins Gefängnis werfen, in Verbannung schicken... Aber jetzt bist du der König!".

"Genau. Daher werden sie auf mich eindringen, im Bewusstsein, daß sie keinen Finger auf dich setzen dürfen".

"Auf jeden Fall haben wir Freude... Sie werden uns helfen und beraten".

"Ja, sicher. Aber vor allem werden wir auf unseren eigenen Kräften rechnen müssen, Reinhardt. Ich und du, allein... ".

"Ich liebe dich, Jakobus. Dir habe ich nichts zu geben, nur meine Liebe, mich selbst".

"Anderes benötige ich nicht. Das Übrige spielt keine Rolle" antwortete der König mit müdem Lächeln.

Eine anderthalbe Stunde später klopfte Friedrich an der Schlafzimmertür. "Wir sind alle da. Wenn ihr herkommen wollt... ".

Jakobus betrat, gefolgt von Reinhardt. Da waren Friedrich mit Theresia, Stephanie, Johann und Franz Julius mit Anthon.

"Liebe Freunde, Danke dafür, daß ihr hier seid. Ich denke, Friedrich wird euch alle von der Sache verständigt haben... ".

"Ja, Jakobus, wir haben gewusst" sagte Johann mit dunklem Gesicht, "und die Sachen nehmen eine böse Wendung. Deine Mutter hat erhebliche Unterstützungen am Hof... ".

"So weit du weißt, hat sie irgend einen Schritt gemacht?" fragte Franz Julius.

"Nein, es ergibt sich mir noch nicht, aber sie wird bestimmt welche bald unternehmen".

"Nu, du bist im Kabinett, ich bin im Rat. Wenn sie sie unterrichten wird, werden wir es unverzüglich erfahren".

"Sie weiß, daß du sein Freund bist, Franz. Du wirst es als letzter erfahren".

"Aber an den Ratversammlungen müssen alle Mitglieder teilnahmen, daher ich auch".

"An den offiziellen ja. Aber du wirst sehen, daß man dich fernzuhalten versuchen wird".

"Für dich ist es verschieden, Johann... " sagte Friedrich.

"Teilweise ja. Auch weil ich bisher keine offene Stellung Jakobus zu Gunsten genommen habe".

"Gut, besser so. Offiziell wirst du dich gegen mich einreihen. Mindestens wirst du auf dem laufenden gehalten werden... " sagte Jakobus.

"Ich weiß es nicht. Bestimmt wird man schon wissen, daß ich jetzt hier mit euch bin... ".

"Daß ich dich hier heute herbeigerufen habe, heißt nicht, daß du an meiner Seite bist".

"Es trifft zu, aber auch, daß ich in Zukunft an diesen Versammlungen nicht teilnehmen darf".

"Für dieses Problem werden wir eine Lösung finden" sagte Jakobus, "nun muß man uns vorstellen, welche Bewegungen die Königin versuchen wird und wie man sie neutralisieren kann".

"Was auch immer sie versuchen kann, begründet sich darauf, daß du und Reinhardt Liebhaber seid. Aber niemand kann es beweisen. Ihr könnt es leugnen und erklären, daß es sich bei allem um eine schändliche Verleumdung handelt" sagte Franz Julius.

"Nein, vor allem ist der Ex-Wärter meines Vaters, der mich mit Walterus erwischt hatte, in der Lage, Zeugnis zu leisten, daß es mir mit Männern zu liegen gefällt. Dann mein Ex-Wärter, dem befohlen wurde, mich zu kontrollieren... Und schließlich auch daß Reinhardt mit mir seit Jahren ist, dem ich den Graftitel erteilt habe, sobald ich König wurde und ihn zu meinem Privatwärter genannt habe... und den ich vorher nach Berlin und London wollte... ".

"Aber auch Petrus war immer mit dir... ".

"Das ist der Knackpunkt. Er war. Und ihn habe ich nicht zum Grafen ernannt. Nein, leugnen m.E. ist nicht... Und dann, um ehrlich zu sein, geht es mir nicht, meine Liebe zu ihm zu leugnen. Ich hätte den Eindruck, ihn zu verraten".

"Die Königin hat gesagt, wenn du heiratest, kannst du machen, was dir gefällt... Warum heiratest du nicht, denn?" fragte Johann.

"Nein, das nie! Ich könnte nie der Mann zweier verschiedener Menschen sein! Meine Frau betrügen und Reinhardt verraten!".

"Du könntest heiraten - und physische Verkehrungen mit ihr nicht haben... ".

"Die arme Königin! Ich täte nie Derartiges".

"Vielleicht könnte man eine Hofdame finden, die damit einverstanden wäre, nur um Königin werden zu können... ".

"Nein, nein. Oder sie wäre eine hinterlistige Frau oder... denket mal daran, wenn sie sich einen Liebhaber anschaffen und uns einen Erbprinzen zur Welt bringen würde!" sagte Johann.

"Ich kann nicht verstehen, warum sich Maman über Reinhardt soviel erbost" sagte Stephanie, "wenn sie ihn nur kennenlernen wollte... ".

"Nein, faktisch erbost sie sich über mich, weil ich nicht ihren Prinzipien gemäß lebe, weil ich nicht tue, was sie will. Die Geschichte vom Erbprinzen ist nur ein Vorwand: wie viele Herrscher keine direkten Erbprinzen gehabt haben! Ich hatte ihr gesagt, ich werde deinen Sohn zu meinem Erbprinzen nennen, Friedrich, aber es ging ihr nicht gut. Das wahre Problem ist weder der Erbprinz noch Reinhardt. Das wahre Problem ist, daß Sie nach wie vor die Rolle der Königin spielen will, um Befehle zu erteilen. Sie will ihren eigenen Liebhaber zurückhaben, aber mich vom Meinigen trennen lassen. Und sie wird alles machen, um ihr Ziel zu erreichen. Jedenfalls ist das wahre Problem nicht warum, sondern was und wie sie machen wird".

Die Besprechung dauerte lange. Viele Pläne wurden vorgeschlagen, aber fast alle wurden abgelehnt, weil sie unzweckmäßig oder unverwirklichbar waren, oder aber nicht ganz nützlich. Die einzige Schlussfolgerung war, daß alle die Augen sehr offen halten, insbesondere aufmerksam das kleinste Indiz beobachten sollten, um die anderen davon zu verständigen... und warten. Es sah so aus, daß anderes zu machen nicht war.

Ein Monat verging, wo alles ruhig aussah. Die einzige Neuheit war, daß die Königin Mutter in ihren Appartements und nicht mit der Familie aß. Also griff Jakobus die Gelegenheit auf, fragte seinen Bruder und seine Schwester ihre Meinung und bat Reinhardt, mit ihnen zum Tisch zu essen. Jakobus saß am oberen Tischende, an der rechten Seite saßen Theresia und dann Friedrich, an der linken Seite Stephanie und dann Reinhardt. Dem Jakobus gegenüber war der leere Platz der Königin Mutter, den Jakobus sowieso immer bedeckt bestellte: "Die Sache ist so, daß sie nicht kommen will, nicht ich, der sie nicht will" sagte er.

Eines Tages bat der Erzbischof den König um Audienz. Dieser bat seinen Bruder, im Geheimgang Platz zu nehmen, um alles zu hören. Dann empfing er den Hochprälaten, während im Vorderzimmer Reinhardt und Franz Julius mit zwei Monsignores vom Erzbischofs Geleite.

"Ehrenwürdige Exzellenz, wem verdanke ich das Vergnügen... " sagte der König.

"Eure Majestät, eine unangenehme Aufgabe führt mich her zu Ihnen... ".

"Unangenehme? Sagen Sie... ".

"Als junger Bischof hatte ich die Ehre, Eure Majestät zu taufen. Ich sah Sie aufwachsen. Ich gab Ihnen die Erstkommunion und dann das Heilige Chrisma... Sie waren so schön, Sie sahen wie ein Himmelsengel aus. Und ich gab Ihnen das Salböl zum König.. ".

"Sicher, Eure Exzellenz".

"All das, so wie auch die Tatsache, daß ich der unwürdige Hirt dieses Reiches , der arme Vertreter Unseres Herrn Jesus Christus in dieser Herde, befiehlt mir und beauftragt mich, mit Ihnen offenen Herzens zu reden".

"Sehr gut, Eure Exzellenz".

"Nun sehen Sie, ein König ist solcher aus Gottes Willen, daß er vor Gott über sein eigenes Leben, sowohl über sein öffentliches als auch über dein privates Leben Rechenschaft ablegen muß... ".

"Sicher".

"Eure Majestät, nun bin ich hier, um Ihnen zu raten, um Sie zu führen, mit Hirtensorgsamkeit, um Sie zu beschwören, auf den rechten Weg zurückzukommen... ".

"Auf den rechten Weg!".

"Eure Majestät, König David sündigte gegen Gott, als er Uriahs Frau nahm und ihn zum Tod auf der Schlacht schickte, um seine Frau für sich haben zu können. Nathan der Prophet verwarf ihm diese Sünde und David bereute sie, dann bekam er Gottes Verzeihung... ".

"Ich kenne die Geschichte von David und Bathseba. Aber ich stahl niemandem seine Frau und habe niemanden zum Tod geschickt, daher verstehe ich nicht... ".

"Oh, Eure Majestät, Sie wissen wohl auf wen ich mich beziehe!".

"Nein, Eure Hochwürden. Ich weiß es nicht. Wollen Sie bitte so gut sein, es mir zu erklären?".

"Ihr... Die Tatsache, daß Sie schändliche Taten mit einem Mann begehen! Paulus spricht klar, Knabenschänder werden nicht Gottes Reich vererben!".

"Ja, Eure Exzellenz: erster Korintherbrief, 6, 10, oder? Also deshalb haben Sie mich um Audienz gebeten? Weil ich einen Mann liebe?".

"Ach, also nehmen Sie es an".

"Sie dachten, ich würde es leugnen? Daß ich Ihnen hypokritisch sagte, es sind alle Geschwatze und Verleumdungen? Hätten Sie mir nicht geglaubt aber hätten Sie vorgetäuscht, mir zu glauben und sie sich die Hände gewaschen, wie Pontius Pilatus?".

"Mir liegt die Gesundheit Ihrer Seele und des Reiches am Herzen, über welche Sie herrschen. Ein König hat eine schwere Verantwortlichkeit zu tragen, er muß das Beispiel der Nation sein. Nun, was für ein Beispiel geben Sie? Sie geben kein Beispiel, Sie erregen Anstoß!".

"Oh!... Vielleicht zogen Sie meines Vaters vor, der mit einer Konkubine lag, während seine Frau mit einem anderen Mann lag? Ist das das Beispiel, das Sie mir zu geben vorschlagen? Oder vielleicht hatten Sie auch mit meinem Vater von David gesprochen? Und hat er Ihnen vielleicht zugehört?".

"Wir diskutieren nicht über König Heinrich, Frieden seiner Asche, sondern über Sie! Sie leben in der Todsünde und sind so unverschämt, zur Heiligen Kommunion zu gehen!".

"Ich habe von meinen Eltern gelernt, Eure Exzellenz".

"Ich bin nicht hier, um von anderen zu sprechen, sondern von Ihnen!" polterte der rotgesichtige Prälat, "Treten Sie von der Sodomitensünde zurück und Sie werden Gottes und meine Verzeihung haben. Heben Sie von Ihrem Leben diesen Abscheu auf und lassen Sie es mit Zucht und Reinheit wieder glänzen. Geben Sie eine Königin Ihrer Nation und einen Erben nach Gottes Befehl!" schrie der Greise wutschäumend.

"Apropos, ehrenwürdige Exzellenz, Sie haben mir gesagt, sobald Sie hereinkamen, daß ich aus Gottes Willen König bin, oder?".

"Sicher! Jede Macht kommt von Gott!".

"Merkwürdig... Sind Sie davon überzeugt?".

"Unumschränkt! Deshalb habe ich Ihnen die Krone aufgelegt, nicht irgendwelcher Staatsfunktionär. Ich, Gottes Mann!".

"Gut. Nun, wenn ich mich nicht irre, kennt uns Gott bereits von der Empfängnis, was?".

"Sicher... ".

"Also kennt Er mich besser als Sie mich kennen, richtig?".

"Sicher, aber... ".

"Also weiß Gott, daß ich seit dem Alter von fünfzehn Jahren, also seit nunmehr acht Jahren, und seit sechs Jahren vor meiner Königskrönung die Menschen meines eigenen Geschlechts fleischlich liebe. Und doch Sie haben mich zum König krönen wollen. Sollte es wirklich ein Abscheu sein, warum hätte Er denn ausgerechnet mich gewählt? Warum hat er mich nicht sterben lassen, statt meinen Vater?".

"Aber... die Pläne Gottes sind geheimnisreich... ".

"Und Sie, der Gottes Mann, wollen sich gegen Gottes geheimnisreiche Pläne entgegensetzen?".

"Jetzt übertreiben Sie! Sie wollen behaupten, Gott habe einen Sodomiten auf dem Thron gewollt? Daß Gott daher Ihr unzüchtiges Benehmen zubilligt? Fügen Sie also der Sünde auch den Fluch hinzu?".

"Er hat Gott gelästert! Wozu brauchen wir noch Zeugen?... ".

"Und erwähnen Sie Gottes Evangelium nicht! Wagen Sie nicht, sich Unserem Herrn zu vergleichen! Spielen Sie jetzt das Opfer nicht! Ihr Sündiger!".

"Wer von Euch ohne Sünde ist, werfe als Erster den Stein auf sie... Sind Sie ohne Sünde?".

"Halten Sie den Mund!".

Jakobus stand wütend auf: "Halten Sie eher den Mund! Erinnern Sie sich, daß Sie mein Untertan sind und daß Sie von den Einnahmen dieses Reiches leben! Sie winziges anmaßendes Wesen, der Sie meine Wahlen, mein Leben bemängeln, Sie wissen nicht sogar zwischen Liebe und Fleischeslust zu unterscheiden, Sie segnen die Vereinigung des Manns, der die Frau ohne Liebe als bloßen Gegenstand seines Genusses benutzt und der sie verrät - und das nennen Sie Sakrament; aber verdammen die Vereinigung eines Manns, der einen anderen Mann liebt, aus echter und treuer Liebe, und Sie nennen sie Sünde!

Statt das Herz, das Gemüt und das Gewissen des Menschen auszuforschen, gestatten Sie sich, sein Aussehen zu bemessen und sich zu seinem Richter aufzurichten! Einen einzigen Richter anerkenne ich über mir: Gott! Und auf Ihn appelliere ich mich, Ihm präsentiere ich meine Liebe! Bestimmt nicht Ihnen, engherziger Mensch, der weder die Menschen noch Gott lieben! Sie, dessen Habgier uns allen bekannt ist, Sie Mammons Diener, die Ihre Bischofswürde mit Gold gekauft haben! Sie, der das Herz der Witwe und dem Waisen sperren aber Ihre Türen dem Reichen und dem Mächtigen weit aufmachen!

Sie übertünchte Grabstätte, der vor den Menschen richtig aussehen will, aber innen heuchelreich und ungerecht ist! Sie versuchen mir die Himmelstür zu sperren, aber somit sperren Sie sie bloß Ihnen selbst. Schweigen Sie! Kein Wort der Nächstenliebe, der Mildtätigkeit, der Barmherzigkeit habe ich bisher auf Ihren Lippen gehört. Oberhirt, ja, der aber seine Schafe zum Schlachten bringt und das Geld, das er davon verdient, glücklich rechnet.

Haben Sie mal versucht, zu verstehen? Der Sündiger - und ich bin es auch - benötigt Liebe-, Verständnis-, keine Verdammnisworte. Ich bin der Zöllner am Ende des Tempels, Sie der Pharisäer vor dem Altare. Sie... armes, kleines, engherziges Menschlein!" beschloss Jakobus mit großer Bemühung, um sich zu beruhigen.

Der Erzbischof war sitzend, bleich, erstaunt, stumm geblieben.

Nach einigen Schweigens Minuten stand er auf: "Ich werde für Eure Majestät beten... ".

"Und Sie tun gut. Ich auch werde für Sie beten... ".

"... damit der Herr Ihnen das Herz greift... ".

"... und damit Er Sie liebesfähig macht... ".

"Ich bitte, mich zurückziehen zu dürfen".

"Es ist Ihnen gestattet, Eure Exzellenz".

Sobald der Erzbischof hinausging, trat Friedrich ein, dann auch Franz Julius und Reinhardt.

"Du hast ihn sehr schlecht behandelt. Du hast dir von ihm einen Feind gemacht" sagte Friedrich.

"Er war schon mein Feind. Aber besser hat er mich nicht behandelt. Hätte ich mich nicht beruhigt und hätte ich es nicht verstanden, daß alles vollständig zwecklos war, hätte ich ihm dann viele andere Worte gesagt. Ach, der Gottes Mann! Gut, geschehen ist geschehen. Ich wünsche, daß ab jetzt in Zukunft eine Vertrauensperson von uns alle seine Predigten und Homilien zuhört und uns berichtet, daß er mit Diskretion beobachtet wird: wem er begegnet, was er macht, wem er Meldungen schickt und von wem er sie erhält".

"Es wird gemacht" antwortete Franz Julius.

Reinhardt sagte dann: "Jetzt haben wir die Kirche gegen uns. Hoffentlich, daß wir auch Gott gegen uns haben!".

"Das werden wir wissen, mein Geliebter, wenn wir vor Ihm erscheinen werden. Aber wie du mir jene Nacht in der Großkappelle sagtest, wenn wir redlichen Herzens sind, werden wir nicht verdammt. Ja, ich habe eine Sünde begangen, aber nicht die, dich zu lieben, sondern die, den Erzbischof beurteilt zu haben. Er hat das Recht nicht, mich zu beurteilen, aber auch ich, ihn zu beurteilen. Diese Sünde werde ich gestehen, wenn ich zur Beichte gehen werde".

"Glaubst du... daß er dir die Sakramente vorenthalten kann?" fragte Friedrich.

"Um das zu tun, müßte er mich öffentlich beklagen. Aber ohne überzeugende Beweise könnte ich ihn wegen der Verleumdung verurteilen lassen. Ich halte ihn nicht für so arglos, sich selbst eine Falle zu bereiten".

"Aber du hast dein Verhältnis ihm gegenüber zugegeben".

"Sein Wort gegen das Meinige, er weiß es".

"Auch mit Maman hast du es zugegeben... du solltest vorsichtiger sein" beharrte Friedrich.

"Friedrich hat Recht" fügte Franz Julius hinzu.

Dann wandte sich Jakobus an Reinhardt: "Denkst du, ich solle lügen?".

"Lügen gefallen mir nicht, Jakobus, das weißest du. Aber Lügen sind solche, wenn sie jemanden beschädigen, nicht wenn es sich dabei um Notwehr handelt. Wenn es das einzige Mittel ist, die uns übrig bleibt, um unsere Liebe zu beschützen... sage ich nicht, es zu leugnen. Aber mindestens nicht zu behaupten. Schließlich, unsere Liebe ist unsere Sache, sie geht auf niemanden an, da ich damit auf dem Hof niemand werde... kurz gesagt, da ich Königin nicht werde" beschloss Reinhardt mit amüsiertem Lächeln, woran auch die anderen nickend lächelten.

Aber sofort nach dem Erzbischof fing der Angriff des Ministerkabinetts an. Das erste Geplänkel gab Johann. Der Ministerpräsident hatte eine gegenstandlose Kabinettsversammlung einberufen, um das Problem hervorzuheben: der König ist ein Sodomit und hat keine Heiratsabsicht, was sollen wir tun? Darauf fragte der Außenminister, über welche Beweise für eine so schändliche Behauptung man verfüge. Der Innenminister sagte, seit lange am Hof die Nachricht umlief, der Königswärter sei sein Liebhabender. Der Staatskasse- und Finanzminister sagte dann, er solle den Hofgeschwätzen gemäß jüdischer Abstammung sein, worauf alle Minister lachten, daher mußte und durfte auf keinen Fall Geschwätze in Betrachtung ziehen.

Die anderen Minister hatten geschwiegen, mit Ausnahme von Johann, der ausgerufen hatte: "Ich kann es nicht glauben! Aber lägen uns unwiderstreitbare Beweise vor, dann wäre es mindestens eine sehr schwere Sache!".

"Das ganze Problem sieht für alle aus, beweisen zu können, daß du und Reinhardt Liebe macht" hatte Anthon bemerkt.

"Bestimmt werden wir uns nicht im Bett zusammen erwischen lassen" sagte lächelnd Jakobus.

"Andererseits kann auch das Zimmerpersonal nicht erklären, uns zusammen im Bett erwischt zu haben, abgesehen davon, daß es sich jetzt nur um zuverlässiges Personal handelt" fügte Reinhardt hinzu.

"Ja, aber die aneinanderliegenden Zimmer... ".

"Auch das meines Vaters und seines Privatwärters lagen nebeneinander an wandte Friedrich ein.

"Ja, aber er hatte eine Frau und eine Liebhaberin... er war gegen allerlei Verdacht geschützt" sagte Franz Julius.

"Andererseits" sagte Friedrich, "wäre es äußerst selten, sollte Jakobus plötzlich befehlen, das Zimmer seines Wärters anderswohin zu rücken. Es wäre fast wie zuzugeben, daß was wirklich vorliegt".

Dann sagte Stephanie: "Ich und Reinhardt sind wohl zusammen. Er tanzt mit mir, spaziert mit mir im Garten... Könnten wir mal nicht glauben lassen, daß er mich hofiert?".

"Du bist ein Schatz, Stephanie. Aber du verstehst, diese Vortäuschung kann nur wenige Monate dauern... Eine offizielle Verlobung, eine Eheschließung ist euch unmöglich... ".

"Es trifft zu... ".

"Nein, es gibt nur drei Lösungen: entweder den anderen Gehör schenken und uns trennen, oder die Hypokriten spielen und heiraten, oder kämpfen. Und bestimmt werden weder ich noch Reinhardt die ersten zwei Lösungen akzeptieren, daher... ".

Der zweite Schritt des Ministerpräsidenten war, vor dem versammelten Kabinett die eidliche Aussage des Ex-Wärters des verstorbenen Königs Heinrich IV., der behauptete, den Kronprinzen nackt im Bett zusammen mit einem Pagen erwischt zu haben, dessen Personalien angegeben wurden und daher zur Verbannung bestraft wurde... Vor jenem "Beweis" war die Hälfte des Kabinetts "entsetzt".

Aber der Kriegsminister ließ bemerken, daß zur Zeit jener Tatsache der Prinz nur siebzehn Jahre alt war... so daß sich dabei um eine "Jugendsucht" handeln konnte, wie es sich oft insbesondere jungen Männern ereignet, "denen faktische jedweder weibliche Umgang verhindert wird". Aber der Ministerpräsident eröffnete ein Geheimaktenheft, in welches er jenen ersten "Beweis" hineinsteckte.

"Befiehl Durchsuchung des Ministerpräsidentenbüros, laß jenes Papier wegnehmen und es zerstören" sagte Franz Julius.

"Es wäre zwecklos, man würde ein zweites Exemplar vom Ex-Wärter schaffen lassen... " bemerkte Jakobus.

"Und du entferne den Ex-Wärter" sagte Stephanie.

"Nein, ich kann ihn nicht verschwinden lassen, man würde ihn ausfindig machen. Und jedenfalls sagt der Mann nur die Wahrheit... oder fast. Walterus war nagt, ich zog das Nachthemd an. Und als er eintrat, war nur ich auf meinem Bett, nicht beide. Der arme Walterus versuchte neben meinem Bett, sich hoffnungslos wieder anzuziehen... Aber das ändert nicht viel die Sache, wesentlich. Und ich weiß es nicht, ob sie sogar eine Zeugenaussage von Walterus erreichen könnten... " sagte Jakobus.

Auf dem Hof herrschte immer mehr Spannung. Reinhardt war immer öfter der Gegenstand und das Ziel bissiger Lächeln und grausam witziger Einfälle.

Im Mai 1889 sprach der Erzbischof anlässlich des Marienmonats eine Homilie aus, in der er von "Maria, Mutter der Reinheit" sprach und gegen allerlei wollüstige Sexualität loszog "wie des Manns, der mit einem anderen Mann liegt, wie ob er eine Frau wäre! Sei Anathema!". Er nahm keinen Bezug auf den König, aber am Ende der Homilie sagte er: "Vor wenigen Tagen hat unser Herrscher, Seine Majestät Jakobus III. seinen vierundzwanzigsten Geburtstag gefeiert. Lasset uns den Herrn für die Gesundheit seines Körpers und besonders seiner Seele beten. Daß Er ihn erleuchte, damit sein Benehmen einwandfrei sei".

Niemand konnte ihn deswegen anklagen, daß der König ein Sodomit sei, behauptet zu haben, aber jenes Hinzutreten war bestimmt nicht zufällig und viele bemerkten es.

Im Juni berichtete Johann, die Königin Mutter hätte einen Brief an den Ministerpräsidenten geschrieben, in dem sie sich um das Reichsschicksal bekümmert erklärte, "... nachdem mein Sohn mir seine Absicht geäußert hat, nicht zu heiraten, denn er hat offengestanden, seinen eigenen Sex als den anderen Sex vorzuziehen" und schloss den Brief mit der Bitte an den Ministerpräsidenten, auf den König einzudringen, damit er die Ehe akzeptiere. Auch jener Brief wurde in das Geheimaktenheft hineingesteckt. Das Ministerkabinett entschied in übergroßer Mehrheit auf den König zum gleichen Zweck einzudringen.

Daher, als das ganze Kabinett den König um Teilnahme an seiner "außerordentlichen" Versammlung bat, wußte er schon, worum es sich dabei gehandelt hätte.

"Seine Majestät der König!" meldete der Stabträger.

Alle Minister verbeugten sich vor Jakobus, der zum Königsthron am obersten Tischende Platz nahm. Alle Minister saßen nach ihm.

"Mit der Genehmigung Eurer Majestät erkläre ich die Sitzung offen" sagte der Ministerpräsident.

"Sicher, Eure Exzellenz. Wollen Sie die Tagesordnung vorlesen?" sagte Jakobus ruhig.

"Mit der Genehmigung Eurer Majestät ist nur ein Punkt an der Tagesordnung vorhanden für diese außerordentliche Sitzung: die Ehre Eurer Majestät".

"Ach gut. Unter diesen Umständen ist die Sitzung am Ende. Denn ich habe keine Heiratsabsicht" antwortete lakonisch Jakobus.

"Aber Eure Majestät! Wir möchten den Grund wissen... ".

"Soll ich denn meine Wahlen euch gegenüber rechtfertigen? Vergesset ihr, daß ich euch gewählt habt und nicht ich euch?".

"Bestimmt nicht, Eure Majestät! Aber wenn wir mit Eurer Majestät zum Nationsnutzen mitarbeiten sollen... müssen wir wissen... Die Nation benötigt einen Erbprinzen und wenn Eure Majestät nicht heiratet... ".

"Die Nation wird einen Erben haben, Eure Exzellenz. Er wird der Erstgeborene meines Bruders Prinz Friedrich sein".

"Aber Eure Majestät, wenn Sie heiraten... ".

"Wollen Sie also das Schicksal der Nation sogar in mein Bett entscheiden? Ist es so, Eure Exzellenz?".

"Gott bewahre uns davor, Eure Majestät! In Ihrem Bett werden Sie alles tun, was Ihnen beliebt... Aber wenn Sie akzeptieren, eine Brat mitzunehmen, wird alles einfacher sein. Das Volk verlangt eine Königin... Ein König ohne eine Königin ist für die Nation wie ein verstümmelter Mann, nur mit einem Bein oder einem Arm. Außerdem kann eine gut vermittelte Ehe ein Mittel sein, um die Nation gegen die sie bedrohenden und Ihnen wohl bekannten Gefahren zu bekräftigen. Ein Bund mit dem Wiener Hof, zum Beispiel... ".

"Sind wir mit den Habsburgern nicht schon gut verbunden?".

"Bestimmt, Eure Majestät, der von Ihrem Vater unterschriebene Vertrag liegt bereits vor, aber wenn man ihn durch eine Ehe bekräftigt... ".

"Ich darf Sie an die Geschichte erinnern: während der Französischen Revolution hob Wien keinen Finger auf, zur Verteidigung von Marie Antoinette. Warum sollte es anders sein, für meine eventuelle Braut?".

"Oh, Eure Majestät... wenn nicht aus politischen Gründen, mindestens aus inneren Gründen... Der Hof murrt wegen der Haltung Eurer Majestät. Eine Ehe könnte den Hof wieder beruhigen und nie wie jetzt hat man Einheit und Eintracht benötigt... ".

"Beziehen Sie sich auf die Geschwätze bezüglich meiner Sodomie, Eure Exzellenz?".

Der Ministerpräsident hustete verlegen: "Eure Majestät, Ihr Privatleben geht nur auf Sie an. Aber hier kommt Ihr öffentliches Leben infrage... Heiraten und leben Sie wie es Ihnen bestens beliebt... ".

"Ja, ich weiß es, das ist eure Philosophie. Nehmen Sie sich eine Braut und verraten Sie sie wie und wie viel es Ihnen beliebt! Es ist mir bekannt, daß einige unter Euren Exzellenzen sich genau so benehmen, auf dem Beispiel meines verstorbenen Vaters König Heinrich. Aber nicht ich!".

Der Innenminister nahm das Wort: "Das Volk, der Adel, dieses Kabinett bitten den König, diese Geschwätze schweigen zu lassen, die das Ansehen des Reichs beschädigen! Sonst wird das Kabinett die schwierigsten Maßnahmen in Erwägung ziehen... ".

"Entschuldigen Sie, Eure Exzellenz, daß ich Sie unterbreche. Aber in allem, was Sie sagen, sind einige Punkte, die ich abklären möchte, bevor Sie weitergehen. Sie sagen: das Volk. Sind die Geschwätze über mein Privatleben vielleicht unter dem Volk verbreitet worden? Und von dem, bitte?".

"Es sind keine Geschwätze, Eure Majestät. Und Sie wissen es gut!" sagte der Transportminister.

"Ich wünsche, nicht unterbrochen zu werden, Eure Exzellenz. Also, sagte, ich, soweit es mir scheint, haben die Zeitungen nichts darüber veröffentlicht. Was sagen Sie, Herr Transportminister?".

"Nein, noch nicht, Eure Majestät. Aber bis wann?".

"Das kommt auf Sie an, Eure Exzellenz, oder? Und ich halte Sie dafür verantwortlich. Sie sagten auch der Adel, an dem allerdings Eure Exzellenzen gehören. Der Adel murrt, das weiß ich gut. Aber das ist immer der bevorzugte Zeitvertreib des Adels gewesen. Wenn Sie wollen, kann ich euch auch über andere Geschwätze das Gedächtnis auffrischen... Trifft es zu, Herr Außenminister, daß Sie Ihren Sohn veranlasst haben, Ihre junge Liebhaberin zu heiraten, um sie leichter in Ihrem Bett haben zu können? Auch das ist nur ein Geschwätz, so hoffe und vermute ich. Und was Sie betrifft, Herr Ministerpräsident, trifft es zu, daß sich Ihre Frau Gemahlin mit Ihrem Privatsekretär amüsiert und daß Sie daher gehörnt und glücklich sind, nachdem Sie den Beinamen Felix Cornelius in den Gängen hier auf dem Hof haben?".

"Eure Majestät, hierbei handelt es sich bloß um gemeine Tratsche!" hob sich der Ministerpräsident blauviolett empor.

"Sehr richtig. Aber weshalb wird nur das, was euch anbelangt gemeine Tratsche' genannt wird, nicht aber was mich betrifft?".

"Eure Majestät, mir liegen Belege vor... " sagte der Ministerpräsident, aber der König erhob eine Hand und der Mann schwieg.

"Eure Exzellenz, Sie wissen besser als ich, daß alle Belege beliebig verfälscht, abgenötigt, gebogen, interpretiert und sogar aus der Luft gegriffen werden können. Wollen Sie, daß ich ein Aktenheft, voll mit Belegen über Sie besorge? Über Sachen, die soeben erwähnt worden sind, so wie auch über viele andere noch. Es wäre mir sehr leicht, es zu machen. Aber kommen wir auf unsere Sache zurück. Seine Exzellenz der Innenminister hat gesagt, daß dieses Kabinett die schwersten Maßnahmen in Erwägung ziehen müssen wird... Die einzige ernste Tat, die dieses Kabinett ohne mein Plazet in Erwägung ziehen darf, ist mein Rücktritt. Das wollten Sie sagen?".

Der Innenminister sagte mit finsterem Blick: "Wird uns Eure Majestät uns zwingen, ja, also wird das ganze Kabinett sein Abschied einreichen. Und das würde eine sehr schwere politische Krise schaffen. Sind Sie dazu bereit, nur um unsere Heiratsbitte nicht zu erfüllen?".

"Ich bin zu allem bereit, damit niemand wagt, sich in mein Privatleben einzumischen. Und Ihr Abschied wäre mir die viel weniger schwere Aufgabe".

"Das ist ein politisch sehr schwerer Zeitpunkt, Eure Majestät. Eine politische Krise würde Ihr Reich sehr beschädigen. Ihr dürft das Reich so schwer gefährden, nur um Euer Privatleben zu beschützen. Die Pflicht eines Königs ist vor allem zu seinem Reich und nur in zweitem Drang zu sich selbst" sagte finster der Ministerpräsident.

"Mir kommt die Lust darauf, euch zu antworten: Daß Samson sterbe mit allen Philistern... aber ich werde es nicht machen. Eure Exzellenzen haben mich an meine Pflichten erinnert und ich bedanke mich mit euch dafür. Und um Euch zu danken, werde ich Euch an die Eurigen erinnern: ich habe Euch gewählt und ernannt, damit Ihr mir helft, das Wohl der Nation zu erfüllen. Eure erste Pflicht ist also zu mir. Seid meine Minister und das Wort Minister stammt aus dem Lateinischen "minus", der mindere. Versucht, es nicht zu vergessen. Ihr sollt meine Mitarbeiter, meine Unterstützer, nicht meine Gegner sein. Vergesset es einen einzigen Augenblick - und ich werde eure Köpfe fliegen lassen... selbstverständlich metaphorisch. Wer unter euch Lust nicht hat, mein Freund zu sein und die Schwörung zu halten, die er in meine Hände gelegt hat, der darf mir sofort seinen Rücktritt einreichen, der sofort akzeptiert wird. Niemand? Nicht einmal Sie, Herr Innenminister? Gut, ich freue mich um euren erneuten Willen, sich an meiner Seite einzureihen. Ich erkläre die Sitzung geschlossen. Eure Exzellenzen, ich danke Euch. Ihr dürft ab" sagte Jakobus aufstehend.

CONTINUES IN KAPITEL 11


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